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Die Person des Coachs
Wirkfaktoren in Therapie, Beratung und Coaching
nach Peter Kaiser, 2008

 

Zurückgehend auf Carl Rogers, Reinhard Tausch und viele andere gibt es eine umfangreiche Forschung zur Frage, welche Persönlichkeitsmerkmale und welche Verhaltensmerkmale von Therapeuten den Erfolg der Beratung positiv beeinflussen. Entscheidende Beiträge zu dieser Forschung hat Klaus Grawe geleistet.

Bei unserer folgenden Darstellung der Wirkfaktoren von Therapeuten und Therapie lehne ich mich an Peter Kaiser (2008) an.

Ich gehe davon aus, dass sich die dort geschilderten Wirkfaktoren ohne auf ein psychologische Beratung und Coaching ausweiten lassen.

 

Empathie, Feinfühliges Verstehen

Empathie ist

  • eine Grundhaltung im Sinne der Verständnisbereitschaft
  • eine deutlich ausgeprägte Sensibilität für Systeme, Personen, ihre Gefühle und ihre Lebenswelten
  • ein Verhalten des Therapeuten, Beraters, Coachs, das geeignet ist, die Strukturen, Werte, Normen, Sichtweisen und Ziele von Systemen, Subsystemen und deren Angehörigen zu erfassen und mit geeigneten Methoden abzuklären sowie Zusammenhänge transparent zu machen.

Verhalten ist dann emphatisch, wenn sich die Klienten / das Klientensystem verstanden fühlen.

 

Wertschätzung, aktives Bemühen und Ermutigung

Die Klienten / das Klientensystem müssen dem Coach abspüren, dass er sie als Personen und Gruppe mit ihren Werten und Zielen wertschätzt. Wenn Lebenswelten und Wertesysteme des Coachs und der Klienten weit auseinander liegen, kann das zu Problemen führen. Im schlimmsten Falle ist eine Beratung nicht möglich. Neben der Wertschätzung muss dem Coach abzuspüren sein, dass er um die Lösung der gemeinsamen Aufgabe aktiv bemüht ist. Seine Klienten / sein Klientensystem muss er in deren eigenem Bemühen ermutigen.

Echtheit

Echtheit bedeutet, kongruent im Denken und Fühlen sowie im verbalen und nonverbalen Ausdruck zu sein. Widersprüche im Verhalten und Reden oder Unstimmigkeiten zwischen verbalen und nonverbalen Äußerungen verunsichern leicht. Das setzt voraus, dass Coachs sich selbst und ihre eigenen Gefühle, ihre eigenen Probleme und Schwächen gut kennen und ihre Wirkung auf ihr Gegenüber einschätzen können. Um dies zu erreichen, ist Selbsterfahrung im Rahmen der Ausbildung zentral wichtig. Zur ständigen Kontrolle eignen sich Videokontrolle und Live-Supervision.

Allegianz

Allegianz ist die Fähigkeit zu dem zu stehen, was man ist und was man professionell macht. Es empfiehlt sich daher, dass die Coachs nur solche Aufträge übernehmen und nur solche Methoden einsetzen, von denen sie sicher sind, dass sie ihnen gewachsen sind und dass sie sie beherrschen. Unsicherheiten beim professionellen Handeln erzeugen Zweifel beim Klienten bzw. beim Klientensystem. Der Erfolg des Coaching ist dann gefährdet.

Abstinenz und Neutralität

Abstinenz bedeutet, dass man den Fragen und Problemen des Klientensystems volle Aufmerksamkeit widmet und eigene Befindlichkeiten und eigene Beteiligungen an den zu bearbeitenden Problemfeldern zurückstellt. Es besteht immer die Gefahr, dass Coachs ihre eigenen Probleme auf das Klientensystem übertragen. Hier gilt es gegenzusteuern. Insbesondere bei der Beratung von komplexen Systemen zB. bei der Beratung von Familien kann es Beratern passieren, dass sie versucht sind Partei zu ergreifen. Hier ist jedoch strikte Neutralität geboten. Auch persönliche Beziehungen zu Klienten oder Teilen des Klientensystems während der Beratung wirken sich negativ auf den Erfolg aus.

 

Kompetenz von Therapeuten, Beratern, Coachs

Es ist trivial darauf hinzuweisen, dass eine qualifizierte Ausbildung mit intensivem methodischen Training für den Erfolg von Coaching entscheidend ist. Zur Kompetenz gehört auch die Hantierung von Übertragung und Gegenübertragung.

Wichtig sind zudem ein stabiles persönliches Umfeld, und die Möglichkeit sich persönlich zu entlasten.

 

Kaiser, Peter | Mehrgenerationenfamilie und neuropsychische Schemata
2008, Hogrefe